Effekte auf zahlreiche andere Organsysteme

Erklärungsmodelle für Vitamin D Wirkungen

Zahlreiche Untersuchungen zeigen eine Assoziation zwischen dem Auftreten bestimmter autoimmuner Erkrankungen wie Diabetes mellitus, multipler Sklerose, Asthma und verschiedenen Krebsarten und dem Wohnort oberhalb (unterhalb) des 35ten Breitengrades.

Die Vermutung liegt nahe, dass dies mit der verminderten bzw. fehlenden Eigensynthese an Vitamin D und dem daraus erhöhtem Risiko einer resultierenden Mangelversorgung assoziiert ist. Auch ist mittlerweile bekannt, dass fast alle Gewebe und Zellen des Menschen einen Rezeptor für Vitamin D besitzen und auch viele Zellen 1,25 (OH)2D durch lokale Faktoren produzieren können, was unabhängig von der Calciumkonzentration erfolgt.

Es gibt Hinweise darauf, dass bis zu 90% des verfügbaren Vitamin D3 für spezifische autokrine (örtliche) Stoffwechselprozesse verbraucht werden. Durch diese Mechanismen werden abhängig von Vitamin D Spiegel bis zu 2000 Gene für den Stoffwechsel aktiviert und reguliert, d.h. Vitamin D nimmt insbesondere Einfluss auf unsere Genexpression.

Eine hohe Anzahl an Rezeptoren für Vitamin D findet sich vor allem in Zellen des Immunsystems, in Lunge und Pankreas, im kardiovaskulären-, und urogenitalem System sowie im zentralen Nervensystem (ZNS).

 

Durch diese direkten epigenetischen Vitamin D Wirkungen werden die Proteinsynthese sowie die Zelldifferenzierung und das Zellwachstum (Proliferation) gesteuert. Es zeigen sich jedoch selbst bei gleichen Vitamin D Werten erhebliche Unterschiede in der Genregulation bei verschiedenen Individuen, was zu der Annahme geführt hat, dass bestimmte Personen stärker von einer Vitamin D Zufuhr profitieren bzw. unterschiedliche Dosierungen und Wirkspiegel benötigt werden, um spezifische Effekte zu erzielen.

Neue Studien zeigen zudem, dass vor allem Vitamin D3 über einen direkten nichtgenetischen Mechanismus als äußerst effektiver Endothelstabilisator wirkt und das Auftreten von „Gefäßlecks“, die das Kennzeichen von zahlreichen chronisch entzündlichen Erkrankungen sind, verhindern kann. Diese Eigenschaften können die zahlreichen Gesundheitswirkungen, die mit Vitamin D in Verbindung gebracht werden, erklären helfen.

Es ist zudem wahrscheinlich, dass Vitamin D zudem zu den unverzichtbaren Substanzen in der perinatalen Entwicklung des Menschen (ähnlich wie Iod und Folsäure) gehört. Bei einer Mangelversorgung in dieser kritischen Entwicklungsphase können dabei die Grundlagen für verschiedene (autoimmune) Erkrankungen wie Asthma und multiple Sklerose im Kindes-, und Erwachsenenalter gelegt werden (Barker-Hypothese).

 

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