mangelnde Speicherfähigkeit
Eine weit verbreitete Annahme ist es bisher, dass der Körper im Winter bei fehlender Eigensynthese auf gespeichertes Vitamin D im Fettgewebe zurückgreifen kann. Während dies in der Theorie plausibel erscheint, ist es aus evolutionsgeschichtlichen und biologischen Gründen jedoch nicht wahrscheinlich, dass dies über einen Zeitraum von mehreren Monaten erfolgen kann.
Viele Fragen sind hier noch ungeklärt und die bisherigen Annahmen zur Speicherfähigkeit des Organismus sind kritisch zu sehen. Dies hat mehrere Gründe.
Zum einen beträgt auch in den Sommermonaten die durchschnittliche zusätzliche Zufuhr an Vitamin D durch die Sonnenexposition in verschiedenen Kohorten im Mittel nur 400-700 I.E. Bereits hier wird anschaulich, dass insgesamt zu wenig produziert wird, um überhaupt eine Speicherung im Fettgewebe zu ermöglichen.
Eine weitere Voraussetzung sind 25-OH Vitamin D Konzentration von ca. 40ng/ml, da ansonsten das freie Vitamin D3 sofort umgewandelt wird und nicht zur Speicherung zur Verfügung steht.
Die gemessene Menge an Vitamin D im Fettgewebe betrug in Untersuchungen zwischen 38-116µg/kg. Dies entspricht einem Reservoir von ca. 37000-116000 I.E. bei einer 70kg schweren Person. Um einen Vitamin 25-OH Wert von 20ng/ml aufrecht zu erhalten reicht diese Menge bei einem angenommenen täglichen Bedarf von 2000 I.E für 18-57 Tage, um 40ng/ml zu erhalten nur für9-28 Tage.
Keine dieser Annahmen ist in der Lage, den „Vitamin D Winter“ zu überbrücken. Diese begrenzte Speicherkapazität erklärt auch den erheblichen Abfall der 25-OH Vitamin D Werte um durchschnittlich 20ng/ml gegen Ende des Winters selbst bei Personen, die im Sommer im Freien arbeiten und während dieser Zeit Werte von >50ng/ml aufweisen.
Für die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung, die sich tagsüber meist in geschlossenen Räumen aufhalten und nur eine gelegentliche Sonnenexposition erfahren, ist es daher unwahrscheinlich eine ausreichende Vitamin D Versorgung ohne zusätzliche Zufuhr zu erreichen.